NEW YORK BROOKLYN *
Brooklyn. Nachts um ein Uhr Sirenengeheul in Bedford-Stuyvesant. Quitschende Reifen. Was ist da los, eine wilde Verfolgungsjagd? Fehlen nur noch die Schüsse. Wenn man so unvermittelt aus dem Schlaf gerissen wird können einem schon mal solche Gedanken in den Sinn kommen. Besonders wenn man im unteren Stockwerk direkt hinter dem großen Fenster liegt und durch die Scheibe rote und blaue Lichtblitze dringen. Da will man sich einem Reflex folgend unter das Bett verkriechen oder mindestens den Kopf einziehen. Doch so schnell wie der Tumult entstanden ist, ist er auch schon wieder vorbei. Und es kehrt Ruhe ein. Weiterschlafen.
Brooklyn ist in den letzten Jahren zu einem hippen New Yorker Stadtteil mutiert.
In Brooklyn gibt es die tollsten Szeneviertel. Deshalb erfreut sich der Stadtteil zunehmender Beliebtheit. Nur von Bedford-Stuyvesant, einem Stadtteil von Brooklyn in dem sich nach dem zweiten Weltkrieg überwiegend dunkelhäutige Menschen niedergelassen haben, wird New York Besuchern eher abgeraten. Er soll (vermutlich wegen der hohen Arbeitslosigkeitsrate dort) zu den unsicheren Gegenden der Stadt gehören.
Wir wohnen trotzdem dort. Aus dem einfachen Grund, weil uns die Unterkunft in der Halsey Street am meisten zugesagt hat und wir ein Appartment jedem Hotelzimmer vorziehen würden. Wir waren zu viert und konnten uns auf zwei Etagen in 4 Zimmern verteilen. Dazu gab es eine Wohnküche, in der wir morgens selbstgemachte Pancakes mit Bananen und Rohrzucker zubereiten konnten. Wer zuerst wach wurde hat die anderen mit dem Duft aus der Küche geweckt. Und wir hatten einen eigenen Dschungel Garten mit Sitzplatz. Das war für uns Idylle pur – mitten in Brooklyn. Oder vielmehr mitten im Herzen von Bedford-Stuyvesant.
Wenn wir morgens zum Bus oder zu Mannys gingen, dann sind wir schon auch dem einen oder anderen schrägen Vogel begegnet. Mal war es ein apathischer Arbeitsloser der vor sich hin starrte oder eine verwirrte Frau die Selbstgespräche führte. Doch, ja, es waren viele einsame Menschen dort und sie saßen oft vor ihren Häusern und hatten offensichtlich nichts zu tun. Aber wir fühlten uns niemals belästigt oder bedroht.
Eine eher ruhige und gechillte Atmosphäre lag über dem Stadtteil, viele Leute schauten uns aufgeschlossen an, nickten uns freundlich zu oder gaben uns noch ein paar segnende Worte mit auf den Weg. Wir haben uns sicher gefühlt, mitten im Ghetto von Brooklyn.
Gospel in Brooklyn
Zu Brooklyn und Harlem gehören auch Gospel Choirs. Mehr zufällig sind wir vor Beginn einer solchen Aufführung an der Brooklyn Tabernacle Church vorbeigekommen. Wir haben es als Gelegenheit aufgegriffen und uns ohne große Umschweife ins Getummel begeben. Es war ein richtiges Gedränge im Eingangsbereich und wir mussten uns einen Weg durchbahnen. Ziemlich weit hinten fanden wir noch vier Plätze nebeneinander und waren gespannt. Wir haben uns wohl gefühlt. Um uns beseelte Menschen. Und nach und nach füllte sich der Raum. Dann wurde gesungen und gepredigt und geklatscht, getanzt, gelacht. Der Raum fing mit der Zeit an zu vibrieren und es nahm kein Ende.
Es nahm wirklich kein Ende! Deshalb machten wir uns nach fast zwei Stunden still und leise auf und davon. Beseelt von der Athmosphäre einer anderen Sphäre. Jederzeit gerne wieder – Halleluja.
Flea, Vintage und Farmer Markets in Brooklyn
Schon Zuhause suchte ich im Internet nach den Flohmärkten in Brooklyn und habe die wichtigsten auf meine ToDo Liste gesetzt. Wer wie ich ein Faible für Flohmärkte hat, der sollte sich die Termine am besten gleich fest einplanen. Der bekannteste ist wohl der Brooklyn Flea Market. Mir hatte es der Bushwick Flea in Williamsburg besonders angetan. Er war auf einem großen freien Platz und hat die unterschiedlichsten Vintage und Do-it-yourself Gegenstände angeboten.
Ich bewundere diese Menschen, die voller Hingabe ihre Stände aufbauen und dekorieren. Alles wird aufwändig vorbereitet, um dann nach wenigen Stunden den „Bauchladen“ wieder abzuräumen und alles bis zum nächsten Mal zu verstauen. Ob man davon leben kann?
Zu Vintage Kleidung hege ich ambivalente Gefühle. Einerseits mag ich es, wenn jemand mit Vintage Stücken seine Garderobe aufpimpt, anderseits schreckt es mich ab, wenn Vintage Kleidung wie Plunder angestaubt auf den Kleiderstangen hängt. In Williamsburg kamen wir an verschiedenen Vintage Shops vorbei und ich fand Awoke Vintage sehr sympathisch während mir das Beacons Closet überhaupt nicht gefallen hat. Bei letzterem herrschte in der großen Verkaufshalle ein ziemliches Durcheinander von Klamotten und für meinen Geschmack war dort alles zu shabby. Dafür hatte man hier ein besonderes Auge auf die Kundschaft. Gleich auf dem Weg zur Umkleidekabine wurde mir eine Nummer für die Anzahl der Teile, die ich anprobieren wollte, in die Hand gedrückt. Und als ich aus Versehen mit einem Teil weniger wieder herauskam, hat Mister Aufräum Blicke wie Pfeile auf mich abgeschossen. Ich konnte erst aufatmen, als das vermeintlich fehlende Teil unverhofft wieder auftauchte.
Die dritte Möglichkeit einen Markt in Brooklyn zu besuchen sind die beliebten Farmer Green Markets. Mit ein wenig Glück liegt ein solcher Markt auf eurem Weg. Unserer war in Brooklyn beim Prospect Park und hat im Freien stattgefunden. Auf diesen Märkten gibt es alle möglichen regionalen Gerichte, sowie generell alles was man für ein anständiges Essen braucht. Jeder Hobbykoch, jede Hobbyköchin wird diesen Markt lieben! Der Kundschaft ist anzusehen, dass sie sehr bewußt einkauft und sich gesund ernährt. Und selbst die frischen und verlockend dufteten Muffins sind wenigstens mit gesunden Blaubeeren gespickt.
Es hat angefangen zu regnen, zum Glück war ein nettes Café in der Nähe. Wir wärmten uns dort auf und genoßen es einfach da zu sein.
Vielleicht hast Du Lust auf Brooklyn bekommen? Gerne empfehle ich ein paar Bücher, die mir bei der Vorbereitung auf New York eine Hilfe waren und zudem sehr schön bebildert sind.
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