ALPENCROSS *
Fünfter Teil des Alpencross Munich – Venezia : Venedigs Gärten und die Kunststädte
Von der Provinz Belluno über Treviso bis nach Venezien mit dem Traumziel Venedig.
9. Etappe: Ponte nell’Alpi – Sella di Fadalto – Conegliano – Volpago del Montello
Nach unserem wohlverdienten Ausruhtag in Ponte nell’Alpi hieß es wieder Abschied nehmen von unserem schönen Agriturismo und vom Lago di Santa Croce, den wir vor uns auf dem Präsentierteller liegen hatten. Ich schaute noch einmal hoch zu meinem „Indianer“, der sich friedlich hinter dem See zur Ruhe gelegt hatte. Die letzten beiden Tage haben wir uns immer im Auge behalten. Vor allem ich ihn. Er schien ja zu schlafen. Ein ruhender Indianer-Berg. Wie ich finde.
Das Wetter war perfekt und wir hätten keinen Tag länger faulenzen können. Jetzt ging es voller Tatendrang weiter. Erstmal den Berg, über den ich vor zwei Tagen geschimpft hatte, wieder runter. Dann eine langgezogene Steigung, die das letzte Stück auch noch steiler wird, hoch bis Sella di Fadalto. Schlappe 100 hm. Unser letzter „Berg“? Wie immer waren wir neugierig auf das was vor uns liegt. Die ganze Tour bis hierher war so vielseitig und hatte uns immer wieder mit neuen Panoramen und Naturschönheiten überrascht. Nochmal ein letzter Blick auf den Lago di Santa Croce. Der hauchte uns leise zu – bleibt doch noch einen Tag. Verlockend! Aber nix da, weiter geht’s.
Ab ins Po Delta
Beeindruckend die große Brücke der Via Fadalto Alto, die sich kurz darauf vor uns ausbreitete. Ich kam mir daneben winzig vor. Auf einer kleineren großen Straße ging es für uns bergab. Die Talfahrt wird immer ziemlich kühl. So langsam sollte man es wissen. Wir machten nochmal halt und packten uns ein. Vor uns lagen an diesem Tag nur 55 km. Wir hatten beschlossen, die Etappen durch Italien geruhsam anzugehen. Schließlich machten wir auch Urlaub und wollten uns das eine oder andere auf dem Weg etwas genauer ansehen. Und das italienische Lebensgefühl in uns aufsaugen.
Wenn man unten in dem Ort ankommt, dann muss man ein wenig aufpassen, dass man die nächste Einfahrt zum Radweg in Richtung Pumpspeicher Kraftwerk nicht verpasst. Sonst fährt man weiter entlang der lauten und schmutzigen Straße, anstatt entlang des ruhigen und grün umsäumten Wasserweges. Und das wäre wirklich schade.
Negrisiola ist ein kleines Villagio das wir im Vorbeifahren streiften. Ein Einod direkt am Wasser. Eines von vielen idyllischen Örtchen entlang des Fahrradweges. Und bei Sonnenschein gleich noch um ein vielfaches idyllischer, fast nicht zum Aushalten idyllisch.
In Vittorio Veneto kamen wir nicht umhin eine kleine Kirche zu besuchen. Sie sieht von außen so schlicht und einladend aus. Innen ist sie überraschend aufwändig restauriert. Es wurde ein kleiner Halt mit Foto Shooting eingelegt.
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In dem verschlafenen Ort selbst sind wir eine Weile hin und hergefahren, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich irgendwo auf dem Weg von der Kirche zur Ortsmitte den Überzug meines Gepäckträgers verloren hatte.
Heimat des Prosecco
Weiter ging es nach Conegliano. Als wir die Ortsmitte erreichten standen wir vor einem Brunnen, in Szene gerückt vor einem Hotel das vor Werbetafeln nur so strotzt. Spontan mussten wir beide an den Time Square in New York denken und stempelten diese Erscheinung hier als Time Square in Conegliano ab.
In Conegliano ist die „Weinbauschule“ Italiens, die Heimat des Prosecco. Fast fühlte ich mich wie zu Hause. Mauro vom Agriturismo Cornolade hatte uns am Morgen beim Frühstück erzählt, dass er dort studiert hat. In den Caffés steht neben Cappuccino, Espresso und Latte natürlich auch Prosecco auf der Karte. Grüppchenweise sahen wir junge Studierende vorbeischlendern. Wir hielten es ziemlich lange da in der Sonne – solange sie noch da war – und bei dem Prosecco aus. Ein älterer Italiener, vielleicht so um die siebzig, bewunderte mein Mountainbike. Wir kamen ins Gespräch und er fand es toll, dass wir mit den Fahrrädern von München über die Berge bis nach Venedig fahren wollten. Und mein Fahrrad, das hatte es ihm einfach angetan. Das erste Mal war ich fast ein wenig stolz auf das was wir bis hierher geleistet hatten.
Inzwischen kam eine nette Nachricht von unserer nächsten Unterkunft, der Albergo Posta in Volpago del Montello:
Zimmer vorhanden! Aber ich habe keine Post buchen, die Zimmer erhalten. DANKE
Wir werteten das als Zusage und strampelten unserer Bleibe für die nächste Nacht entgegen. Zu dem Ort muss man noch erwähnen, dass dort (zumindest im Oktober) abends kein Ristorante, keine Pizzeria und auch nichtmal irgendeine Spelunke geöffnet hatte. Nach dem Abstellen unserer Taschen sind wir den Ort von vorne bis hinten und lang und breit mit den Rädern abgefahren um etwas zu finden wo wir einkehren könnten. Wir hatten soooo Hunger. Schon wieder auf dem Rückweg und darauf eingestellt, dass wir unseren letzten Obstproviant und das Studentenfutter aus den Satteltaschen auffuttern müssen, entdeckten wir an der Hauptstraße noch einen kleinen Pizzaservice. Wir waren safe. Abgesehen davon, das uns die Mitnehmpizza auf dem Rückweg zur Posta noch fast vom Gepäckträger gerutscht wäre.
10. Etappe: Volpago del Montello – Villorba – Treviso – Casier – Fiume Sile – Quarto d’Altino
Die Prosecco Gegend hat schon was für sich. Wir kamen vor lauter Pause machen fast nicht mehr zum Radfahren. Egal ob zum Frühstück, Mittag oder Caffé. Prost 🙂 Wir haben uns das verdient.
Treviso und die Gärten Veneziens
Treviso ist so eine italienische Stadt, die man gerne einmal wieder besuchen möchte. Dort waren wir pünktlich zum Mittag und haben uns eine ganze Weile in der Stadt herumgetrieben. Bis wir gemerkt haben dass wir nicht unendlich Zeit haben, wenn wir unser nächstes Abendquartier Agriturismo Colombera in Quarto d’Altino noch erreichen wollten bevor es dunkel wird.
Treviso
Aus der Stadt heraus wieder auf die MUCVCE Route zurückzufinden war etwas kompliziert. Wir sind ein paarmal in eine Sackgasse geraten, z. B. bei einem Krankenhaus. Weder die Beschreibung noch Teasi waren uns in dem Fall eine Hilfe. Trotzdem hat es sich gelohnt nach dem Weg zu suchen und letzendlich haben wir ihn ja auch gefunden. Die Strecke durch den Parco Regionale del Fiume Sile war ein wahrer Augenschmaus. Und ein einzigartiger Naturgenuß. Teilweise über Holzstege führte uns der Weg durch diesen ewig langen Park.
Parco Regionale del Fiume Sile
11. Etappe: Auf der Zielgeraden – Venedig
In den letzten Tagen haben wir gelernt:
Venezien ist bei weitem mehr als nur Venedig. Doch Venedig ist zurecht das Herzen dieser Region, obwohl es nicht mittendrin, sondern an der Spitze einer Lagune liegt.
Die letzten 100 km von Conegliano durch die Ebene stellte ich mir beim Ansehen der Tourenkarten und der Höhenprofile fast eintönig vor, alleine schon deshalb, weil auf der Karte alles ganz flach aussieht. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Die Landschaft ist alles andere als langweilig. So schön, dass ich unbedingt einmal wieder in diese Gegend kommen möchte, auch um etwas länger an dem einen oder anderen Ort zu verweilen.
Am Ziel: Venedig
Wenn es möglich gewesen wäre, hätten wir hier die Zeit nochmal ein wenig zurück gespult. Es fehlte uns etwas. Dieses Gefühl von sich auf den Weg machen. Und wir sind in dieser zurückliegenden Zeit auch irgendwie mit unseren Fahrrädern verwachsen.
Jetzt sind wir angekommen!
Wir haben es uns auch nicht nehmen lassen bis nach Venedig hineinzufahren. Obwohl unsere Unterkunft in dem Vorort Mestre lag. Und obwohl man Fahrräder überhaupt nicht in die Stadt mit hinein nehmen darf.
Allen Regeln zum Trotz haben wir unsere Fahrräder zu einer gemütlichen Bar geschoben. Dort am Kanal festgebunden und erstmal einen Sieger-Espresso getrunken.
Venedig – Du bist wunderschön! Wir lieben D I C H
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